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laborative exhibition design for Stiftung BAUHAUS DESSAU

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Die Ausstellungsgestaltung, welche das Stuttgarter Büro „Umschichten“ übernommen hat, interpretiert den Konstruktivismus sowie insbesondere den Montagecharakter zahlreicher Entwurfs- und Architekturprojekte der 1920er Jahre auf besondere Weise zeitgenössisch auf. Anders als damals geht das „Umschichten“-Team dabei aber nicht von abstrahierten, geometrisch definierten Elementarformen aus, sondern nutzt konkrete Halbfertigprodukte von Industriebetrieben in Sachsen-Anhalt als Baumaterial. Aus geliehenen Kanalrohr-Teilen und Kunststoffplatten der Dessauer Firma Kubra … und mit Aluminiumtafeln der Hettstedter … Fabrik … , die nur mittels Schraubzwingen und Spanngurten verbunden werden, haben sie in einer Folge von Experimenten im erfindenden Bauen eine komplexe Installation entwickelt, die als Träger und Auflagesystem für der Ausstellung dient, aber schließlich so auseinander genommen werden kann, dass keinerlei Abfall verbleibt. Alle für den Aufbau verwendeten Halbfertigprodukte, die partiell auch durch bereits an der Stiftung Bauhaus Dessau vorhandene Vitrinenhauben, Rahmen und andere Ausstellungsmöbel, bzw. Möbelteile ergänzt worden sind, werden nach dem Ausstellungsende den Firmen in Dessau und Hettstedt unbeschädigt und im Wortsinne unverändert zurückgegeben, oder wieder in den Bestand des Dessauer Bauhauses zurückgeführt. Dieses Prinzip nennen Peter Weigand und Lukasz Lendzinski, die leitenden Architekten im „umschichten“- Team „precycling“. Sie verweisen damit auf ihren Anspruch, einer nachhaltigen Gestaltung, die sie wesentlich als einen zu organisierenden Stoffwechselprozess verstehen; jenseits eines von bis heute dominanten verbrauchsorientierten, bzw. verbrauchsakzeptierenden Entwerfen. Nicht zuletzt deshalb, aber auch, um zu betonen, dass die Ausstellung historische Projekte „moderner Typen, Fantasten und Erfinder“ aus den 1920er Jahren vor allem deshalb zeigt, um die damit verbundenen Fragestellungen auch als Inspirationen für die Gegenwart sichtbar werden zu lassen, hat die Stiftung Bauhaus Dessau „umschichten“ beauftragt, die Ausstellung als ein Präsentationslaboratorium zu entwickeln. Schließlich ist diese Ausstellung auch inhaltlich keineswegs eine umfassende Präsentation zur angewandten Moderne in der Region des heutigen Sachsen-Anhalt. Sie ist vor allem ein erster Versuch den Blick auf den Umfang und die Vielfalt jener Visionen, Ideen, Pläne und Projekte zu eröffnen, mit denen hier in den Jahren der Weimarer Republik Architekten, Künstler, Techniker und Pädagogen aufgebrochen sind, um sich selbst und ihre Welt neu zu entwerfen. Es ist erste Versuch einer längst nicht abgeschlossenen Erkundung, ein Anfangen in einem stetig wachsenden Verbund mit Partnern in Magdeburg, Halle, Merseburg, Quedlinburg und an vielen anderen Orten in Sachsen-Anhalt.

Torsten Blume 2016

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Fotos: Marta Toscano

Team: Philipp Bauer, Aaron Schirrmann, Levin Stadler, Natalie Stricker
Dessau 2016